Warum brauchen wir ein systemisches Denken?

Die meisten Führungskräfte müssen heute lernen, anders zu denken, als sie in ihrer Ausbildung gelernt haben. Sie müssen ihre fachspezifische Denkweise, z.B. kaufmännisches Denken, kombinieren mit fachfremdem Wissen, wie Organisationspsychologie, Ethik und Nachhaltigkeit. Immer mehr müssen sogar konträre Denkweisen unter einen Hut bringen, wie z.B. rationales und emotionales Denken, Kurzfrist- und Langfristdenken, westliches und östliches Denken. Sie wissen, dass sie es müssen. Aber sie wissen nicht, wie es geht.

Die meisten Menschen in einer modernen Industriegesellschaft sind mit systemischem Denken nicht vertraut – sie können es auch gar nicht sein. In Folge der kulturgeschichtlichen Entwicklung herrschen andere Denkarten vor, wie lineares, logisches, rationales, analytisches oder fachspezifisches Denken.

Diese weit verbreiteten Denkarten haben zweifellos Erfolge, Stärken und Vorteile. Sie eignen sich aber nur für die Lösung von Problemen in Systemen mit geringer Komplexität. Werden sie zur Steuerung von hochkomplexen Systemen verwendet, führen sie zu unerwünschten oder gar schmerzhaften Neben- und Folgewirkungen. Dazu gehören vor allem die großen Problemfelder der modernen Industriegesellschaft:

  • menschengemachter Klimawandel
  • Naturkatastrophen
  • Technikkatastrophen
  • Verkehrschaos
  • Finanzkrise
  • Terrorismus
  • Krieg
  • Hungersnot
  • Pandemien
  • Ressourcenmangel
  • Integrationsdefizite
  • Arbeitslosigkeit
  • Strukturwandel der Familie
  • demographische Entwicklung.

Alle diese Problemfelder sind entstanden, obwohl hochkompetente Expertenkommissionen, Ministerien, Hochschulen und Forschungslabore zu ihrer Verhinderung oder Lösung eingeschaltet sind. Viele Problemfelder drohen weiter zu eskalieren.

Nicht nur die großen globalen Problemfelder, sondern auch die Probleme des Berufsleben, wie z.B.:

  • Machtkämpfe am Arbeitsplatz
  • Stress, Hektik, Burnout
  • Überschuldung, Illiquidität
  • Kundenverlust
  • Unfriendly Takeover
  • Korruption,

oder des Privatlebens, wie z.B.:

  • Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ADHS
  • überhöhter Alkoholkonsum
  • Rückenschmerzen
  • Eifersucht
  • Midlife Crisis
  • Burnout,

sind eine Folge des Mangels an systemischem Denken in der Gesellschaft. Dieser Mangel provoziert Denkfehler und geht einher mit verschiedenen Arten von menschlichem Fehlverhalten, wie einem Übermaß an Kurzfristdenken, Egoismus, Gier, Machtstreben, Selbstüberschätzung, Betriebsblindheit, Verantwortungslosigkeit, Zahlenorientierung, Engstirnigkeit, Oberflächlichkeit, Eitelkeit, Pessimismus, Bequemlichkeit, Gedankenlosigkeit.

Daraus lässt sich ableiten, welche Ziele mit Hilfe von systemischem Denken angestrebt werden müssen: die Förderung von Weitsicht, Altruismus, Bescheidenheit, Bereitschaft zu Dienen, Selbstkritik, Blick über den Tellerrand, Verantwortungsbewusstsein, qualitative Werteorientierung, Weltoffenheit, Gewissenhaftigkeit, Demut, Zuversicht, Veränderungsbereitschaft, Kreativität.