Was bedeutet systemisches Denken?

Das Adjektiv „systemisch“ bekommt in der Verbindung mit „Denken“ eine besondere Bedeutung, nämlich „das Wesentliche des Systems betreffend“. Systemisches Denken ist eine fachübergreifende Art zu denken und unterscheidet sich deutlich von den fachspezifischen Denkarten, die im Alltag weit verbreitet sind, wie z. B. soziales oder kaufmännisches Denken.

Systemisches Denken soll helfen, das Wesentliche eines Systems zu erkennen, wie z. B. in einer Situation, wo man „… den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht …“. Es schützt davor, sich in Details zu verlieren oder sich an ihnen festzubeißen.

Systemisches Denken ist weitgehend konträr zum engstirnigen Denken.

Im systemischen Denken konzentriert sich die Aufmerksamkeit weniger auf die Einzelteile eines Systems (so wie es beim analytischen Denken der Fall wäre), sondern vielmehr auf die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Einzelteilen und auf die Gesamtzusammenhänge. Dabei wird nicht nur das System an sich betrachtet, wie z. B. die Person, die Familie, die Gruppe oder das Unternehmen, sondern auch die Wechselwirkungen mit den übergeordneten Systemen, wie z. B. die Gesellschaft oder die globale Welt.

Ein weiterer wichtiger Unterschied zum üblichen Denken ist, dass eine höhere Aufmerksamkeit auf Entwicklungen gelegt wird als auf Zustände.

Die Fähigkeit für systemisches Denken wird zunehmend benötigt, um hoch dynamische Systeme (wie z. B. Märkte, Unternehmen, Weiterbildung, Kritische Infrastrukturen) oder komplexe Probleme (wie z. B. Ehekrisen, Mobbing, Allergien, Veränderungswiderstände bei Umstrukturierungen) besser verstehen und lösen zu können. Es wird deshalb seit mehreren Jahren in folgenden Berufsgruppen, sowie durch deren Verbände und Weiterbildungseinrichtungen, bewusst gepflegt:

  • Psychologen (systemische Einzel-, Paar- und Familientherapie),
  • Pädagogen (systemisches Lehren und Lernen,  systemische Erlebnispädagogik),
  • Unternehmensberater (systemische Führung, systemisches Coaching, systemische Organisationsentwicklung).

Jede Berufsgruppe definiert systemisches Denken individuell für ihre fachspezifischen Belange, so dass es z. B. Psychologen nur für ihre psychologischen Fallbearbeitungen gestalten. Ein systemisches Denken, das unabhängig von speziellen Fachdisziplinen ist, wird dort nicht entwickelt.

Ein bestimmter Wesenszug wird jedoch durchgängig genannt: „Systemisches Denken ist ein Denken in größeren Zusammenhängen.