Das Killerargument „Du kannst nicht gegen den Strom schwimmen“ ist eine plausible, aber dogmatische Lebenserfahrung. Die darin enthaltene Botschaft lautet: „Verhalte Dich so wie die Allgemeinheit, sonst kriegst Du Ärger.“ Natürlich ist es unklug oder gar lebensgefährlich, gegen eine reißende Strömung zu schwimmen, wenn man stromaufwärts will. Man kann sich – um in diesem Bild zu bleiben – aber fragen, warum Fische dennoch dazu in der Lage sind. Lachse, Meerforellen und Aale müssen schließlich zu ihrer Arterhaltung Tausende von Kilometern gegen den Strom schwimmen. Sie schaffen das, indem sie diejenigen Flussbereiche meiden, in denen die höchsten Fließgeschwindigkeiten herrschen, wie z. B. in der Flussmitte. Sie schwimmen in Bereichen mit geringerer Fließgeschwindigkeit, wie z. B. in Ufernähe, oder in Kehrwasserzonen, wo das Wasser flussaufwärts fließt.
Im übertragenen Sinne ist dieses gegen-den-Strom-schwimmen auch im sozialen Zusammenleben möglich. Wer dies ohne Sensibilität versucht, wird zunächst einmal den Widerstand der Allgemeinheit spüren. Wer jedoch die Allgemeinheit aufmerksam beobachtet, kann feststellen, dass es durchaus Mitmenschen gibt, die ihm keinen Widerstand entgegen setzen. Es gibt sogar Menschen, die bereit sind, ihn zu unterstützen. Gemeinsam mit ihnen kann er Verbesserungen, Erfindungen und Weiterentwicklungen – möglicherweise zum Nutzen der Allgemeinheit – voran treiben.